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Die Entwicklung des Bundes der Oberschlesier

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4.2. Die Entwicklung des Bundes der Oberschlesier

Mitte des Jahres 1919 schlug BdO – ZG verschiedene Möglichkeiten zur Lösung der oberschlesischen Frage vor. Dieses Land könnte zu einem autonomen Bundesstaat innerhalb von Deutschland, Polen oder von der Tschechoslowakei werden. Es könnte schließlich zu einem neutralen Freistaat werden. Alle vier Vorschläge sind ihrer Meinung nach möglich zu realisieren, es gäbe aber eine Voraussetzung – die Unteilbarkeit Oberschlesiens. Dies sei das wichtigste Ziel zur friedlichen Lösung dieses Problems.118

Ewald Latacz unternahm eine Reise nach Teschen. Dort hatte er die Konzeption von Groß-Oberschlesien entwickelt, das aus dem deutschen Teil Oberschlesiens, Teschen und aus dem Ostrau-Karwiner-Industriegebites gebildet sein sollte. Dieser Staat wäre wirtschaftlich sehr stark und könnte sich zum Belgien Mitteleuropas entwickeln.119

Der Bund der Oberschlesier wurde zur einer Massenbewegung. Mit der Parole „OBERSCHLESIEN DEN OBERSCHLESIERN“ warb er seine Anhänger. Die Zahl der Mitglieder ist sehr schwer festzustellen, weil die Mitgliedschaft kostenlos war. Deshalb wurden keine Zugehörigkeitslisten zusammengestellt. Einige Zeitungen berichteten, daß die Zahl der Mitglieder schon Mitte 1919 300.000 Personen übertroffen hat.120 Besonders populär war der Bund der Oberschlesier bei der Landbevölkerung. In den Lager des BdO – ZG wechselten auch namenhafte Persönlichkeiten, z.B. Joseph Musiol, der zur dieser Zeit ein Abgeordneter der Zentrumspartei im preußischen Landtag war. Mit dem Übergang zum Separatisten hat er die Mitgliedschaft im Zentrum verloren.

Auf den Aufstieg der Popularität des BdO – ZG hatte auch Einfluß die Politik des oberschlesischen Zentrums. Je mäßiger die Forderungen der Zentrumspartei gegenüber einer Autonomie Oberschlesiens wurden, desto schneller stieg die Zahl der Anhänger des BdO – ZG, die vor allem aus den Reihen des Zentrums gekommen sind.

Weiteren Aufschwung dem BdO – ZG gab die Gründung der Zeitung „Der Bund – Związek”. Sie wurde von Alois Pronobis im Jahre 1920 gegründet.121 Alois Pronobis ist auch kurz zuvor in das Lager des BdO – ZG übergegangen. Er war früher Mitglied einer geheimen polnischen Militärorganisation – POW und kämpfte in dem ersten schlesischen Aufstand auf der polnischen Seite. Die erste Nummer ist am 17. März 1920 erschienen.

Die Zeitung „Der Bund – Związek” wurde in der deutschen und in der polnischen Sprache verfaßt (jeweils zwei Spalten). Der Still war sehr pathetisch. Mit einer einfachen Sprache wendete sich man direkt an das oberschlesische Volk, um es für den Freistaatsgedanken zu gewinnen. Man appellierte an die Bevölkerung, sie solle Schicksal ihrer Heimat in die eigenen Hände nehmen um eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder zu bauen. Die Erinnerung an die Unterdrückung, die man in der Vergangenheit erlitten hat, stellte einen wichtigen Bestandteil der Argumentation für die Bildung eines Freistaates dar.122

Die beiden Seiten, Polen und Deutschland, wurden angegriffen, was dazu führte, daß die Polen die Zeitung für deutsch, die Deutschen die Zeitung für polnisch hielten. Das wurde von der Redaktion nicht verschwiegen und als eine Art von Unabhängigkeit von beiden Seiten betont. Die Zeitung wurde an die Mitglieder versandt. Die Auflage betrug am Anfang des Jahres 1920 zirka 20.000, wurde im Laufe des Jahres 1920 auf 40.000 gesteigert und erreichte im Jahre 1921 nach der Abstimmung, als die Parole der Unteilbarkeit Oberschlesiens den größten Kreis von Anhängern fand, mehrere Hunderttausend.123 Im Jahre 1922 wurde die Verantwortung für die polnische und für die deutsche Redaktion auf zwei Personen geteilt. Für die erste war Petzel verantworlich und die zweite wurde von Joseph Musiol begleitet.


Abb. 4: Die Titelseite der Zeitung „Bund-Związek”

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