Grundsätze

Wir sprechen uns für eine kulturelle Autonomie Schlesiens – Oberschlesiens aus.

 

Das „Europa der Regionen“ ist ein zukunftsweisendes Konzept. Die Bundesländer, die Kantone und die autonome Regionen sind hierfür das Vorbild. Kultur, Mentalität, Traditionen, Erziehung, Sprache/Dialekt und Geschichte verbinden eine Region und sind die Stärke Europas. Die Regionen sind an erster Stelle die Träger der Vielfalt und des Unterschiedes- und ein wichtiger Partner für die sozio-ökonomische Entwicklung. Die Eigenverantwortung der einzelnen Zuständigkeitsbereiche wie z.B. Verwaltung, Wirtschaft, Energie, Umwelt, Tourismus, Kultur, Bildung etc. können die Regionen Ober- und Niederschlesien in Polen im weitesten Sinn selbst übernehmen und ihren kulturellen und historischen Vorteil ausspielen.

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Nicht zu vergessen sind: die Niederschlesische – Oberlausitz, heute Landkreis Görlitz und das mährische Oberschlesien in Tschechien.
Ferner heben wir die Subsidiarität als Grundprinzip und als einen wesentlichen Bestandteil Europas hervor. Das heißt, dass bei staatlichen Befugnissen und bei zu lösenden Aufgaben zuerst die lokalen Glieder wie Stadt, Gemeinde oder Kommune, Region oder Bundesland für die Umsetzung zuständig ist. Der europäische sowie der nationale Zentralismus tritt so weit zurück, dass bei unlösbaren Aufgaben der Staat/die Union in einer solidarischen Partnerschaft den Regionen beisteht und unterstützend wirkt.

Schlesiens Geschichte ist mit den europäischen föderalen Strukturen eng verbunden. In der schlesischen Mentalität steht die heimatnahe, föderale und autonome Denkweise im Vordergrund der gesellschaftlichen Ordnung. Diese Weltanschauung steht in einem gewissen Widerspruch zu der heutigen Situation in Schlesien.

Die Ruch Autonomii Śląska (RAŚ) beruft sich auf den Autonomiestatus und auf die eigene Verfassung der Autonomen Woiwodschaft Schlesien (Ost-Oberschlesien) aus der Zwischenkriegszeit. Selbstverständlich unterstützen wir die deutschgesinnten Schlesier der deutschen Minderheit (Sozial-Kulturelle Gemeinschaft der Deutschen) in der Region Oberschlesien oder in Waldenburg, Breslau, Hirschberg und Grünberg.
Die Bewegung für die Autonomie Schlesiens (RAŚ) ist keine polnische Bewegung (Wählergemeinschaft), sondern eine schlesische. Es gibt sehr viele Menschen, die sich als Deutsche bekennen und der Autonomiebewegung angehören.
Wir wollen keine der beiden Organisationen – ob RAŚ oder Deutsche Minderheit -bevorzugen oder vernachlässigen, bei beiden sind Schlesier und Deutsche aktiv.

Die oberschlesische Identität bekommt man gewissermaßen von Amtswegen abgesprochen: Man hat Deutscher oder Pole zu sein. Sie kann daher nur unzureichend als eine eigenständige wahrgenommen werden.
Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart brachte 2009 eine Studie zur den kulturellen Strukturen der polnischsprechenden Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland heraus. Sebastian Nagel, der Autor der Studie „Zwischen zwei Welten“, fehlte die Kenntnis oder schlichtweg der Wille zu differenzieren.
Ende der 1970er bis Anfang der 1990er Jahre sind ca.800.000 bis eine Million Menschen aus Oberschlesien als Spätaussiedler in die BRD gekommen. Sie besitzen die deutsche Abstammung, die deutsche Staatsbürgerschaft und den deutschen Pass. Trotzdem wurden in dieser Studie diese Menschen zu dem gemacht, was sie nicht sind und nicht sein wollen – zu Polen.
Hierbei wird die oberschlesischer Kultur und Traditionen, Sprache/Dialekt und Geschichte mit der Polnischen gleichgesetzt. Identität, Mentalität, Erziehung und Heimat wird hierbei völlig außer Acht gelassen. Die Vermengung der beiden unterschiedlichen Kulturen will nicht einmal dem Institut selbst oder dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) auffallen. Die Studie wurde von beiden Institutionen in Auftrag gegeben.
Die doppelte Staatsbürgerschaft, die überwiegend diese Menschen besitzen, führt nicht zwingend dazu, sich zwischen dem einen oder anderem Staat entscheiden zu müssen. In erster Linien sind die Menschen bei sich, sie sind Schlesier.
PDF – Zwischen_zwei_Welten
In dieser Tatsache fühlt sich Polen natürlich bestätigt und fordert die Anerkennung einer polnischen Minderheit ein. Es gab durch die Polnischen Teilungen in 18.Jahrhundert eine polnische Minderheit in Preußen – und ab 1871 – im Deutschen Reich. Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland existierte niemals eine polnische Volksgruppe.

Für die staatlichen Stellen Polens sind die spät ausgesiedelten Oberschlesier in Deutschland einfach Polen. Die Republik Polen versucht die Oberschlesier für polnische und politische Interessen zu vereinnahmen. Bekannte Oberschlesier werden bei der Online-Enzyklopädie Wikipedia als Auslandspolen („Polonia“) eingeordnet z.B. Thomas Godoj, Pop-Rocksänger aus Rybnik, Adrian Grygiel aus Kattowitz und Aleksander Polaczek aus Oppeln, beide Eishockeyspieler, Ewa Wiśnierska, Gleitschirmpilotin aus Neiße – und nicht zu vergessen die zahlreichen oberschlesischen Fußballspieler: Paul Freier aus Beuthen, Miroslav Klose aus Oppeln, Martin Max aus Tarnowitz, Lukas Podolski aus Gleiwitz, Raphael Schäfer aus Kandrzin-Cosel, Ernst Willimowski aus Kattowitz, Darius Wosz aus Deutsch Piekar, um nur die bekanntesten zu nennen.
Die Republik Polen sollte den oberschlesischen Volksstamm mit seiner kulturellen und sprachlichen Eigenart anerkennen und respektieren. Deshalb fordern wir eine kulturelle Autonomie für Oberschlesien, um den Schutz der einheimischen Tradition und der regionalen Sprache langfristig zu gewähren.

Ebenso regen wir eine kulturelle Autonomie für die Neuschlesier an.
Etwa 3,5 Mio. der ursprünglichen Bevölkerung Schlesiens wurden vertrieben und mussten 1945 -1950 eine neue Heimat in der BRD und DDR finden. In Niederschlesien wurde die Bevölkerung fast komplett ausgetauscht. In der Region Oberschlesien sind nach 1989 noch etwa 400.000 der alteingesessenen Schlesier verblieben. Ebenso in dieser Zeit wurde ca. 1,5 Mio. der Bewölkung Ostpolens (heute Litauen, Weißrussland und Ukraine) gezwungenermaßen nach Nieder- und Oberschlesien umgesiedelt.

Fazit:
Wir möchten einen dritten Weg, einer kulturellen Autonomie für Schlesien in Einklang zwischen Deutschland, Polen und Tschechien in Europa aufzeigen. Einen Weg der Selbstverantwortung und Selbstverwaltung nach europäischem Vorbild.
Mit unserem Engagement möchten wir ein Denkmodell und einen Denkprozess über ein autonomes oder föderales Schlesien anregen.

 

Satzung der Initiative der kulturellen Autonomie Schlesiens e.V.

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Satzung der Initiative der kulturellen Autonomie Schlesiens – PDF Datei

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