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Oberschlesien: Hilfe aus Deutschland für oberschlesische Autonomisten

Das unabhängige Magazin Oberschlesien berichtete in seiner Ausgabe 5/2011 von der Vortragsveranstaltung „Die Autonomiebewegung in Oberschlesien“ am 5.3.2011, zu der unser Vereinsvorsitzender als Gastredner eingeladen war.

Initiative der Autonomie Schlesiens e.V.

Hilfe aus Deutschland für oberschlesische Autonomisten

Der Vorsitzende der Stiftung „Erinnerung, Begegnung, Integration – Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen“, Dr. Friedrich Vetter, hatte den Freundeskreis des Hauses der Heimat in Reichenbach im deutschen Niederschlesien am 5. März zu einer Vortragsveranstaltung mit Robert Starosta zum Thema „Die Autonomiebewegung in Oberschlesien“ eingeladen. Robert Starosta wurde 1970 in Oppeln geboren, wahrscheinlich im gleichen Krankenhaus wie Miroslav Klose, denn damals habe es nur ein solches in der Stadt gegeben. Jedenfalls habe sein Onkel mit und gegen den Vater des Torjägers der deutschen Nationalelf in einer Fußballmannschaft gespielt. 1978 erfolgte die Aussiedlung der Familie nach Franken, die der Achtjährige weniger als einen Gang ins Ausland sondern als Wohnortwechsel innerhalb Deutschlands empfand. In Oberschlesien wurde der oberschlesische Dialekt gesprochen und in Franken der fränkische, erinnert sich Robert Starosta.

 

Zuerst ist die Familie noch regelmäßig jährlich zum Besuch in die oberschlesische Heimat gefahren, später weniger und dann gar nicht mehr. Bei ihm wurde die Sehnsucht nach den heimatlichen Wurzeln im Land unter dem Kreuz erst wieder stärker, als er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre bereits abgeschlossen hatte. Beim Besuch in Oberschlesien faszinierte ihn vor einigen Jahren die Autonomiebewegung, die er von Deutschland aus unterstützen wollte.

Zum Beispiel Südtirol
Die Idee einer autonomen Woiwodschaft Schlesien, wie sie schon nach dem Ersten Weltkrieg im damals von Deutschland an Polen abgetretenen Teil Oberschlesiens existierte, begeisterte ihn. Es gehe nicht um eine Loslösung aus dem polnischen Staat, aber um mehr eigene Kompetenzen gegenüber der Regierung in Warschau, ähnlich wie sie die Bundesländer in Deutschland haben, ganz im Sinne eines Europas der Regionen. Als Beispiel nannte er unter anderem das zwar zu Italien gehörende, aber von einer deutschen und ladinischen Minderheit bewohnte und mit besonderen autonomen Rechten ausgestattete Südtirol, einer der wohlhabendsten Regionen Europas. Weiter gehe es um die Anerkennung einer eigenen oberschlesischen Nationalität neben deutschen und polnischen Oberschlesiern sowie von Oberschlesisch als Regionalsprache wie in der Umgebung von Danzig zum Beispiel auch Kaschubisch als eigene Sprache anerkannt worden sei.

Wie die Vereine und Organisationen der Deutschen in Oberschlesien sei auch die Bewegung für die Autonomie Oberschlesiens (RAS) nach dem Abschütteln der kommunistischen Diktatur im Jahre 1990 gegründet worden. Zuerst belächelt und verteufelt sei sie inzwischen längst zu einer ernsthaften politischen Größe im heutigen Oberschlesien geworden. Bei den letzten Kommunalwahlen am 21. November 2010 habe die RAS spektakuläre 8,5 Prozent der Stimmen gewinnen können und ihr Vorsitzender Dr. Jerzy Gorzelik gehöre als Vizemarschall der Koalitionsregierung mit der Bürgerplattform (PO) und Polnischer Volkspartei an, zuständig für die Bereiche Bildung und Internationale Zusammenarbeit. In diesen Aufgabenbereichen könne er sich auch sehr gut der Anliegen der Deutschen in Oberschlesien, insbesondere im schulischen Bereich, annehmen.

Chance für die Deutschen
Kritisch setzte sich Starosta mit den Organisationen der deutschen Minderheit in Oberschlesien auseinander, die es ungeachtet üppiger Förderungen aus Deutschland und entgegenkommender Gesetzeslage bislang nicht geschafft haben, auch nur eine deutsche Schule oder einen deutschen Kindergarten einzurichten. Die Strukturen der deutschen Oberschlesier seien träge und überaltert und drohten auszubluten. Die Herzen der jungen deutschen Oberschlesier nicht nur im Revier sondern auch im Oppelner Land würden für die Autonomiebewegung schlagen. Schon bei der Volkszählung im Jahre 2001 hätten sich in Oberschlesien 173.200 als Nationalschlesier und nur etwa 141.000 als Deutsche bekannt. Umfragen zufolge würde das Ergebnis bei der bevorstehenden Völkszählung Anfang April 2011 noch stärker zugunsten der RAS ausgehen, was auch Folgen für die finanzielle Förderung der deutschen Oberschlesier durch Berlin und Warschau haben könnte. Die Deutschen in Oberschlesien brauchten die Aufbruchstimmung und die Stimulierung durch die Autonomiebewegung. Nur in einem von Warschau unabhängigeren, autonomen Oberschlesien könnte sich auch die deutsche Bevölkerung stärker entfalten. Jerzy Gorzelik zufolge sei bis 2020 mit der Einführung eines Autonomiestatutes zu rechnen, das in Freiheit heute von Deutschen und Nationalschlesiern in Oberschlesien gemeinsam angestrebt werden sollte.

Um aus den Reihen der Oberschlesier in Deutschland die Autonomiebewegung in der Heimat zu unterstützen, hat Robert Starosta den eingetragenen und gemeinnützigen Verein Initiative der Autonomie Schlesiens e.V. gegründet. Ziel des Vereins sei es, in Deutschland über die friedlichen Ziele der oberschlesischen Autonomiebewegung aufzuklären, die keinen Separatismus sondern nur mehr Eigenverantwortlichkeit für Oberschlesien im polnischen Staat anstrebe.

www.iaschlesien.org

Quelle: Oberschlesien

Die Website des Magazins Oberschlesien finden Sie auf „Schlesien heute“:

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