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Seite 7 – Tschechiens Bekenntnis zu Schlesien

Die heutige Republik Tschechien umfasst die historischen Gebiete Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien. Friedlich und dank eines Volksentscheides einvernehmlich erfolgte am     1. Januar 1993 die Trennung von der Slowakei. Erst seit diesem Zeitpunkt bekennt sich Tschechien im Staatswappen, unter anderem durch den schlesischen Adler, zu Schlesien. Die lange und freiwillige Zugehörigkeit von Schlesien zum Königreich Böhmen wird damit deutlich sichtbar.

In den Anfangsjahrhunderten 900 – 1137 wechselte wegen Streitigkeiten und kriegerischer Auseinandersetzungen die Herrschaft über Schlesien relativ oft zwischen Böhmen und Polen. Von 1137 – 1335 folgte die Herrschaft der schlesischen Piasten. In dieser Zeit gab es auch eine polnische Phase, die allerdings gemessen an der langen schlesischen Geschichte doch recht kurz dauerte. Die frühe Verbindung mit Böhmen führte hingegen zu Gründung von Breslau, die tatsächlich von der böhmischen Krone ausging.

Durch die Verträge von Visegrád, Trenschin 1335 und Namslau 1348 wurde schließlich der ewige Verzicht Polens auf Schlesien besiegelt, der über 600 Jahre bis 1945 Bestand hatte. Ab dem Jahr 1348 genoss Schlesien dann als Teilstaat Böhmens bereits politische Autonomie, was das harmonische Zusammenwirken erklärt. Seit diesem Zeitpunkt war Schlesien mittelbar ein Teil des Heiligen Römischen Reiches. Im Jahr 1526 fiel dann die Herrschaft über Böhmen und somit auch über Schlesien an das Haus Habsburg. Der Einfluss Österreichs auf Schlesien endete durch die drei Schlesischen Kriege 1740 – 1763, aus denen das Königreich Preußen als Sieger hervorging.

Die beständig wiederholte Behauptung Polens, Schlesien wäre 1945 in die polnische Familie zurückgekehrt, rechtfertigt Polen damit, dass die polnischen Piasten die ersten Herrscher des Oder-Landes um das Jahr 1000 waren. Gegen die offizielle Propaganda Polens setzt sich seit 1989 bei der polnischen Bevölkerung glücklicherweise ein mentaler Wandel ein.

Aus Süd-Oberschlesien bzw. Sudetenschlesien sind die Länderregionen Olomoucký kraj/Olmütz (in dem der Bezirk Freiwaldau (Jesenik) einzig schlesisch ist) und Moravskoslezský kray/Mährisch-Schlesien (welches das hist. Hultschiner Ländchen umfasst und teilidentisch mit dem hist. Teschener Schlesien ist) künstlich entstanden. 

Trotz des historischen Bekenntnisses hat Tschechien bei der letzten großen Gebietskörperschaftsreform 2000 die historischen Länder zu deren Ungunsten aufgelöst. Was der Grund war lässt sich nur vermuten.  Wollte man einer Separierung der Mährer vorbeugen? Hat man aus solchen möglichen Ängsten heraus Regionalität und Identität verhindern wollen? Möglicherweise, schließlich haben sich bei der Volkszählung 1991, 1,3 Mio. Menschen der mährischen und 44 000 der schlesischen Nationalität zugehörig erklärt, diese ja eigentlich nicht existiert.                                                                                                                                                                                          Der Pflege und Weiterentwicklung von europäisch gewachsenen Regionen ist man auf jeden Fall auf diese Weise zuvor gekommen und hat diese verhindert.

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