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Korfanty und seine Vision Oberschlesiens

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3.1. Zur Person Korfantys

Wojciech Korfanty wurde am 20. April 1873 in Sadzawki bei Siemianowitz geboren und unter dem Namen Albert getauft.58 Sein Vater, Joseph Korfanty, arbeitete als Bergmann in der Zeche „Fanny“ bei Siemianowitz. Seine Mutter, Karoline Klecha, war Hausfrau. Wojciech Korfanty war das älteste von fünf Kindern. Er war ein sehr begabter Schüler. Deshalb haben ihn die Eltern, obwohl ihr Einkommen sehr gering war, in das Gymnasium nach Kattowitz geschickt.59

Im Gymnasium entwickelt Korfanty ein starkes Nationalbewußtsein. Das Polentum der Familie Korfanty, wie auch in ähnlichen oberschlesischen Familien, bestand nur aus der Zuneigung zur polnischen Sprache und polnischen Bräuchen.60 Erst die Abneigung der meistens aus Preußen stammenden Lehrer gegenüber allem, was katholisch und polnisch war, erweckte bei Korfanty ein starkes polnisches Nationalbewußtsein.61 Er schrieb selber nach Jahren in dem „Aufruf an das schlesische Volk“:

„Das Verdienst, daß es bei mir zum nationalen Bewußtsein gekommen ist, muß ich den hakatistischen Professoren meines Gymnasiums zuschreiben, die alles, was polnisch und katholisch war, zu erniedrigen versuchten; dadurch wurde in mir das Interesse am polnischen Buch geweckt, aus dem ich mehr über die geschmähte und herabgewürdigte Nation, deren Sprache ich in meiner Familie gesprochen habe, erfahren wollte.“62

Korfantys bewußte Zuwendung zum Polentum kann man auch in der Änderung des Namens Albert zu Wojciech beobachten.

Korfanty beteiligte sich an einem geheimen Kreis, deren Mitglieder die polnische Literatur lasen und sich für die polnische Geschichte interessierten. Er hielt auch Vorträge in polnischer Sprache. Das führte dazu, daß er im Jahre 1895, drei Monate vor dem Abitur, aus dem Gymnasium relegiert wurde. Dank der Hilfe von Józef Kościelski konnte Korfanty die Reifeprüfung extern ablegen.63 Einige Historiker behaupten, Korfanty habe das Abitur nie abgelegt.64

Noch in demselben Jahr (1895) begann er an der Technischen Universität in Berlin-Charlottenburg zu studieren. Dort kam es zu seiner Annährung an die Nationale Liga und den Bund der Polnischen Jugend „Zet“. Er hatte auch kurz Kontakte zu den Sozialdemokraten. Korfanty kehrte sich von der Arbeiterbewegung ab, um sich der Nationaldemokratie zuzuwenden. Das Nationalbewußtsein Korfantys wurde zusätzlich nach dem Umzug nach Breslau im Jahre 1898 verstärkt. Dort schloß er sich der polnischen Studentenbewegung an. Er wurde Mitglied der Vereinigung der oberschlesischen Akademiker (Towarzystwo Akademików Górnośląskich) und des „Zet“.65

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